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Eine Besonderheit in der Ukraine ist, dass die Feste der Weihnachtszeit entweder nach der römisch-katholischen Zeitrechnung - dem gregorianischen Kalender - oder nach der orthodoxen - dem julianischen Kalender - gefeiert werden. Das heisst, dass z. B. Weihnachten entweder am 25. Dezember oder am 7. Januar unserer Zeitrechnung begangen wird.
Vor allem für die ukrainischen Kinder ist der Nikolaustag (6. bzw. 19. Dezember) der wichtigste Festtag des Jahres, denn dies ist der Tag, an dem sich die Ukrainer beschenken. Kein Wunder, denn Nikolaus ist der Schutzpatron der Kinder. An Weihnachten ist es in der Ukraine nur Brauch, dass jedes Familienmitglied ein neues Kleidungsstück geschenkt bekommt.
Prinz Vladimir brachte von seiner Reise nach Konstantinopel, wo er sich taufen liess, Geschichten über den Heiligen Nikolaus mit nach Hause. Der ukrainische Prinz Vsevolod Yaroslavych hat das Nikolausfest schliesslich offiziell eingeführt (zwischen 1088 und 1099, zur Zeit Papst Urbans II.).
Das wichtigste Familienfest für die ukrainische Bevölkerung ist aber das eigentliche Weihnachten. Es wird nach wie vor streng nach überlieferten Bräuchen gefeiert, die nicht nur auf christlichen, sondern auch auf heidnischen Traditionen beruhen, die den bäuerlichen Charakter der ukrainischen Gesellschaft reflektieren. Diese Weihnachtsbräuche sind nahezu einzigartig und zutiefst symbolisch.
Die eigentliche Weihnachtszeit beginnt an Heiligabend (24. Dezember bzw. 6. Januar) und endet mit dem Epiphanias- bzw. Dreikönigsfest (6. Januar bzw. 19. Januar). An Heiligabend treffen sich die Familien zu einem Abendessen, genannt "Sviata Vecheria". Mit dem Erscheinen des ersten Sterns am Himmel, von dem angenommen wird, er sei der Stern von Bethlehem, beginnt das Zeremoniell des Mahles.
Die zwölf Gerichte zu Weihnachten in der Ukraine
Die Tafel ist dabei bedeckt mit zwei Tischtüchern, eines für die Ahnen und das andere für die lebenden Mitglieder der Familie. In den Zeiten vor der Christianisierung in der Ukraine (988) hat man die eigenen Urahnen stets als "wohlwollende Geister" angesehen, die - wenn ihnen genügend Respekt entgegengebracht wird - den lebenden Familienmitgliedern Glück brächten.
Unter den Tisch und die Tischtücher wird Heu gestreut, um daran zu erinnern, dass Jesus in einer Krippe geboren wurde. An jeder Festtafel gibt es einen freien und gedeckten Platz für die verstorbenen Familienmitglieder, deren Seelen, so der Volksglaube, am Mahl zu Heiligabend teilnehmen.
In die Mitte des Tisches wird das ringförmige Weihnachtsbrot ("Kolach") gelegt. Genauer gesagt werden drei "Kolach" übereinandergelegt, als Symbol für die Dreifaltigkeit. Die Ringform wiederum symbolisiert die Ewigkeit.
Bündel mit Weizenhalmen genannt "Didukh" werden unter die Ikonen des Hauses gelegt. Dies ist eine der wichtigsten Weihnachtstraditionen in der Ukraine, denn die Bündel symbolisieren die Ahnen der Familie. Dem Volksglauben zufolge wohnen ihre Geister während der Feiertage darin.
Neben die "Didukh" stellt das Familienoberhaupt eine Schale mit "Kutia" - gekochtem Weizen mit Mohn und Honig. "Kutia" gilt als das wichtigste Essen des weihnachtlichen Mahles und es wird auch "Speise Gottes" genannt. Dazu wird dann auch das "Getränk Gottes" serviert. Es heisst "Uzvar" und besteht aus dem Schmorsaft von zwölf verschiedenen Fruchtsorten.
Nach Abschluss dieser Vorbereitungen überreicht das Familienoberhaupt jedem Anwesenden ein Stück geweihtes und in Honig getauchtes Brot. Gemeinsam spricht man ein Gebet. Danach verkündet das Familienoberhaupt den Gruss "Khrystos Razhdaietsia" - Christus ist geboren - und die Familie beginnt das traditionell zwölfgängige, fleischlose Abendmahl.
Nach christlichem Glauben stehen die zwölf Gänge für die Apostel Jesu, doch die Tradition reicht bis in die heidnischen Zeiten zurück. Damals galten die zwölf Gänge als Symbol für die Vollmonde während eines Jahres. Fleischlos ist das Mahl, weil die Kirche eine Fastenperiode bis zum Weihnachtstag vorschreibt, jedoch galten auch schon für die Heiden fleischlose Speisen als eine spezielle blutlose Opfergabe an die Götter.
Der erste Gang des Mahles ist traditionell "Kutia", danach folgt "Borshch", die in Osteuropa weit verbreitete Randen-Suppe, mit "Vushka", gekochten und mit Pilzen und Zwiebeln gefüllte Klösse. Darauf folgen verschiedene Fischgerichte, sowie "Varenyky" - gekochte Klösse gefüllt mit Kohl, Kartoffeln, Buchweizen oder Pflaumen und "Holubtsi" - gefülltem Kohl. Das Mahl endet mit "Uzvar".
Während das Zeremoniell an Heiligabend eher ernst und bedeutungsschwanger ist, sind die übrigen Weihnachtstage von fröhlichem und ausgelassenem Charakter. Es wird üppig gegessen und viel gesungen. Die Ukrainer haben dabei ihre ganz eigenen Weihnachtslieder.
An Neujahr (1. bzw. 14. Januar) feiert man zwei christliche Feste. Zum einen die Beschneidung Jesu, zum anderen das Fest des Heiligen Basilius. Bedeutend sind aber erst wieder die Feierlichkeiten rund um das Epiphaniasfest (6. bzw. 19.Janauar).
Am Abend vor dem Epiphaniasfest kommt die Familie erneut zu einem "Vecheria" zusammen, ähnlich dem Mahl an Heiligabend. Die Nacht vor Epiphanias wird "Schedrij Vechir" genannt, die "freigiebige Nacht".
Am Epiphaniastag wird der Taufe Jesu im Jordan gedacht. In den Kirchen erhalten die Gläubigen geweihtes Wasser, das die Familien das ganze Jahr über in ihren Häusern aufbewahren.
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